Matthias Maaß

„WERKTITEL“

Liebe Kunstinteressierte!

Willkommen auf der „On The Wall Companion“ (OTWC) Seite. Wir freuen uns über Dein Interesse an der Kunst. 

Mit dem Scan des QR-Codes erhältst Du Zugang zu speziell kuratierten Hintergrundinformationen, die es Dir ermöglichen, noch tiefer in die faszinierende Welt eines Kunstwerks einzutauchen. Der OTWC soll nicht nur dein Verständnis für die Geschichte und Bedeutung jedes Kunstwerks vertiefen, sondern auch das gesamte Kunsterlebnis bereichern. 

Die Idee, Konzeption und Umsetzung basiert auf einer Kooperation zwischen der Matthias Maaß Collection und der ARTTRD.

Dein ARTTRD Team aus Heidelberg

Kurzinfo

Künstler

Titel

Jahr

Material / Technik

Größe

Epoche / Stil

Werksverzeichnis

Matthias Maaß

Hoffnungsträger

27.10.2018

Tusche und Aquarell auf Papier

29,6 x 21 cm

Contemporary / Art Brut

NLM-2018-10.247

Über „Hier WERKTITEL“

Das Kunstwerk „Hoffnungsträger“ von Matthias Maaß, datiert auf den 27. Oktober 2018, präsentiert ein Porträt, das mit seiner schlichten und doch eindrücklichen Darstellung unmittelbar ins Auge fällt. Das Bildnis, das in einer Kombination aus Tusche und Aquarell ausgeführt ist, zeigt eine Person, deren Gesichtszüge in einer stark stilisierten Weise wiedergegeben sind. Die Konturen sind klar und mit entschiedenen Linien gezogen, während die Farbgebung durch ihre Zurückhaltung besticht und nur an ausgewählten Stellen durch intensivere Töne bereichert wird.

Die Darstellung der Augen fällt sofort ins Auge: Sie sind durch spiralförmige Muster gekennzeichnet, die eine Faszination und Tiefe erzeugen und möglicherweise auf eine innere Vision oder einen Traumzustand der abgebildeten Figur hinweisen. Die Spiralen könnten als Symbol für die Vielschichtigkeit und Komplexität menschlicher Hoffnungen und Träume interpretiert werden.

Die Farbpalette ist überwiegend von Erdtönen dominiert, was dem Werk eine warme und zugängliche Ausstrahlung verleiht. Die zurückhaltende Anwendung von Farbe lässt die tiefschwarze Tinte der Linienführung umso mehr hervorstechen und unterstreicht die Klarheit der Formen.

Der Titel „Hoffnungsträger“ legt nahe, dass das Bild eine positive Botschaft vermitteln könnte. Es könnte sich auf die Fähigkeit des Individuums beziehen, Hoffnung zu bewahren oder zu vermitteln, selbst in Zeiten der Ungewissheit oder des Wandels. Dieser Aspekt wird durch das leichte Lächeln des Mundes unterstützt, das in wenigen, aber sicheren Strichen eingefangen ist.

Die Gesamtkomposition des Bildes ist ausgewogen, wobei die zentrale Platzierung des Gesichts eine direkte Konfrontation mit dem Betrachtenden ermöglicht. Es entsteht ein Gefühl von Intimität und direkter emotionaler Kommunikation.

Die kunsthistorische Bedeutung dieses Werkes von Maaß liegt in seiner Fähigkeit, mit minimalen Mitteln eine maximale emotionale Wirkung zu erzielen. Es steht beispielhaft für seinen Ansatz, durch Kunst einen direkten emotionalen Ausdruck und eine Reflexion innerer Zustände zu ermöglichen.

Abschließend ist „Hoffnungsträger“ ein beeindruckendes Beispiel für Maaß‘ künstlerische Sprache, die sich durch eine reduzierte Formensprache und eine tiefgründige Symbolik auszeichnet. Das Bild fordert die Betrachtenden heraus, über die dargestellte Figur hinaus zu blicken und ihre eigenen Gedanken und Gefühle zum Thema Hoffnung zu reflektieren

„Hier eine der Gruppen“

Gruppen:

1) Tages- und Kopfbilder

Die Werkgruppe der Tages- und Kopfbildern sind zwischen 1980 und 2019 entstanden und bilden das  gesamtes künstlerisches Leben von Mattthias Maaß ab. Insgesamt umfasst die Installation 40 Werke. Das schöne an dieser Werkzusammenstellung ist, dass man hier einen punktuellen Einblick in die verschiedenen und fortlaufenden Entwicklungen des Stils von Maaß erhält und gleichzeitig einen Eindruck bekommt von den wechselvollen Gefühlslagen und Tagesverfassungen ihres Schöpfers. Matthias Maaß hat selbst betont, dass er seine Arbeiten wie ein Tagebuch versteht, die seine innere Verfasstheit in Bezug auf Erlebtes, Geschehenes und Gehörtes spiegeln, und die Tages- und Kopfbilder sind dafür die besten Beispiele.

2) Rasterbilder

Die Werkgruppe der Rasterbilder: diese zeichnen sich durch die typische Rasterung aus, in der sich das immer gleiche Motiv zigfach wiederholt wird. Die Raster mit ihrem strukturgebenden Halt waren für Maaß eine Möglichkeit, sich durch ewiges Wiederholen meditativ zu versenken und Ruhe zu finden. Dabei geht es inhaltlich auch immer wieder um Ereignisse, die ihm wichtig waren:

Dinge, die er durch das Fernsehen oder das Radio mitbekam, historische Ereignisse oder auch ganz skurrile Eingebungen, die oftmals sehr persönlich waren und etwas mit seinem Leben zu tun hatten. Technisch betrachtet entsteht durch das immer wieder neue Ansetzen der Feder mit frischem Schwarz und das Abarbeiten der Tusche im Verlauf der Reihen hin zu verblichenen Grauwerten, insbesondere bei den sehr großen Blättern, ein faszinierendes grafisches Muster von großer Rhythmik und einer fast abstrakten

3) Tuschezeichnung

Die Werkgruppe der Tuschezeichnungen, umfasst reine Tuschezeichnungen aber auch Tuschezeichnungen mit  farbigne Akzentn: dies sind vor allem Arbeiten, die mehr dem Prinzip des Zufalls folgen. Gerade auch die Idee der Écriture Automatique der Surrealisten, also einem vom Ich enthobenen Arbeiten, das ohne direkte Reflexion, Ideen, Emotionen, Gefühle auf das Papier zu bringen gedacht war. Dabei entwickeln sich nicht immer unbedingt eindeutige Figuren, sondern eher Assoziationen, die intuitiv, roh möchte man fast sagen, entstanden sind. Ein Prozess der ihm beim Zeichnen generell sehr wichtig

4) Kohlezeichnung

Die Werkgruppe der Kohlezeichnungen: Arbeiten mit vielen wie ,verwischt‘ wirkenden Partien. Was man hier zuerst geneigt ist dem Zufall zusprechen, sind tatsächlich recht kontrollierte Prozesse, die sich erahnen lassen, wenn man auf die Details schaut, und wie unterschiedlich breite, eben gewischte Texturen gegen tiefer schwarze energische Linien gesetzt sind.

5) Tusche-Zeichnungen mit Aquarell

Die Werkgruppe der Tusche-Zeichnungen mit Aquarell sind sehr typisch für Maaß. Sie fallen zum Teil  etwas wilder aus und zeugen auch immer wieder von seiner Liebe zum Experiment mit Material in der Zeichnung: zum Beispiel Glitzer-Stifte, bevorzugt in Gold oder Silber, die er aus primär ästhetischen Gründen mit einbringt, weil er sie eben schön findet.

Matthias Maaß

Matthias Maaß ist 1958 in Heidelberg geboren. Nach dem halbjährigen Versuch eines Studiums durchlebt er mehrere Aufenthalte in der Psychiatrie, wo er zunächst aus therapeutischen Aspekten zum Zeichnen angeregt wird. Hieraus entwickelt sich bald ein eigener Stil und Maaß kann in den 80er Jahren erste Ausstellungserfolge verzeichnen, u.a. in der Städtischen Galerie Schwäbisch Hall, damals unter der Leitung von Rainer René Mueller, der ein wichtiger Freund und Förderer wird.

Maaß war bekannt als ein Künstler, der beinahe unermüdlich gearbeitet hat. „Nulla dies sine linea – kein Tag ohne Linie“, diesen Satz aus der Historie Naturalis von Plinius hatte Paul Klee 1938 in seinen Euvrekatalog unter die Zeichnung ,Süchtig‘ notiert – diesem Credo „jeden Tag ein Bild“ zu schaffen folgte auch Matthias Maaß.

Und das muss man sich weniger vorstellen, wie jemand, der sich in festen Zeiten dazu entschließt, in strukturierten Abläufen zu schaffen, sondern eher wie einen Künstler, den Ideen und Inspirationen gepackt haben und der in Serien, zum Teil eine ganze Nacht hindurch wie ein Getriebener gezeichnet hat – ein Umstand, der sich in oftmals präziser Notation von Datum und Uhrzeit auf dem Papier niederschlägt.

Maaß‘ Arbeitsweise zeugt von schnellen, aber ganz entschiedenen Gesten. Die Linien, die er auf Papier setzte, waren zunächst immer eher abstrakte, arabeske Gebilde, aus denen sich dann wie selbstverständlich Figuren, Köpfe, ganze Szenerien herauskristallisieren – beinahe als wären diese immer schon da gewesen. Zu den Tuschezeichnungen setzte er gerne Akzente mit Aquarellfarben, die oft nass in nass aufgetragen wurden, und spannungsreiche Kontraste zu den dezidierten Konturen der Tuschelinien bilden.

Interessant ist sicherlich auch noch, dass das Zeichnen selbst für ihn durchaus ein Akt physischer Anstrengung war, erkennen kann man dies an den Verläufen der Linien, die oft eckig und kantig, nie vollkommen flüssig sind und offenbar in Auseinandersetzung mit dem Widerstand des Papiergrundes ihre Bahnen ziehen. 

Technisch gesehen war Maaß ein Autodidakt, er hat sich seine Fähigkeiten über viele Jahre hinweg selbst erarbeitet, indem er immer wieder zeichnete und durch diese Kontinuität einen ganz eigenen Stil entwickeln konnte, dessen charakteristische Merkmale sich anhand einiger Werkgruppen nachvollziehen: Tages- und Kopfbilder, Rasterbilder, Tuschezeichnung, Kohlezeichnung, Tusche-Zeichnungen mit Aquarell.

Maaß sah sich selbst als Forscher und Suchenden. Seine Bilder besitzen eine kontemplative Aura, ein eigenes Mysterium und offenbaren bei jedem Betrachten neue Ebenen der Wahrnehmung.

Sein zeichnerisches Schaffen war facettenreich. Während seine „Tagesbilder“ eher eine Dokumentation seiner aktuellen Gefühlswelt darstellten, resultierten seine komplexeren Rasterbilder aus wochenlanger Auseinandersetzung mit tiefgründigen Themen.

Bekannt war Maaß auch für seine Psychiatrie-Erfahrung. Einige seiner Werke, darunter das beeindruckende Gemälde „Das Toten-mahl“ von 1992, befinden sich in der Sammlung Prinzhorn am Heidelberger Universitätsklinikum.

Mit erstaunlicher Ausdauer und Intensität schuf er Werke, die oft in nächtlichen Serien entstanden und den Betrachter in unergründliche Innenwelten entführten.

Leider verstarb Matthias Maaß am 18. Mai 2019. Doch sein reichhaltiges, tiefgründiges und vielfältiges Werk bleibt und zieht den achtsamen Betrachter immer wieder aufs Neue in seinen Bann.