Peter Robert Keil
o.T.
Liebe Kunstinteressierte!
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Die Idee, Konzeption und Umsetzung basiert auf einer Kooperation zwischen der Keil Collection Heidelberg und der ARTTRD.
Dein ARTTRD Team aus Heidelberg
Kurzinfo
Künstler
Titel
Jahr
Material / Technik
Größe
Epoche / Stil
Werksverzeichnis
Peter Robert Keil
o.T.
-
auf Leinwand/Stoff
130 x 95 cm
Neo-Expressionismus / Contemporary
0339
Über „o.T.“
Das Portrait „o.T.“ ist ein Werk der Reihe an unbetitelten Personenbilder von P.R. Keil. Frontal präsentiert uns der Künstler eine glatzköpfige Frau, deren Haut beinahe so hell ist, wie ihr Oberteil. Die Schattierungen ihres Gesichtes, sowie ihr Ohrschmuck sind in kräftigen Tönen gemalt, während der Rest des Bilds mit neutraleren Farben gestaltet ist. Sie zieht ihre Schultern hoch, als lehne sie sich, mit dem Armen gestützt zurück.
Die Frau blickt uns entgegen- wir sind ihre GesprächspartnerInnen. Ihre Aufmachung lässt darauf schließen, dass sie sich für einen Ausgeh-Abend zurecht gemacht hat- der Künstler rückt uns in die Position der Begleitung. Durch die Haltung wirkt sie schüchtern, doch ihr extravagantes Aussehen zieht die Betrachtenden in ihren Bann. In diesem Werk scheint so viel mehr zu stecken, als auf den ersten Blick sichtbar wird.
„o.T.“ lässt sich der Motivgruppe „En Face“ zuordnen.
En Face
Wie viele Künstler hat auch Keil eine äußerst geschärfte Wahrnehmung und erfasst mit diesem sensiblen Sensorium feinste Stimmungen und Atmosphären, die sich häufig in der eigenen Befindlichkeit spiegeln. So ist der künstlerische Ausdruck ein Ventil, um eigene Emotionen zu entladen und zu verarbeiten. Zu beobachten ist eine solche Vorgehensweise anhand des Motivs der en face – seltener im Profil – gezeigten Köpfe, die eindeutig entweder allgemeine oder persönliche emotionale Stimmungen spiegeln, manchmal auch zuspitzen und überzeichnen oder versuchen relevante Weggefährten und prägende Begegnungen festzu-halten. Diese en face Bildnisse sind dabei nie im Sinne eines klassischen Porträts zu verstehen, sondern Keil-typisch immer eher ein spontan eingefangener Ausdruck persönlichen Erlebens und verdichteten Interpretierens durch den Künstler selbst.
Peter Robert Keil
Am 6.8.1942 wurde Peter Robert Keil in Züllichau/Pommern geboren und wuchs in West-Berlin (Wedding), auf. Schon in jungen Jahren begegnete er zwischen 1954-1956 Otto Nagel. Von dem Künstler lernte er die Techniken der realistischen Malerei. 1956 begann Peter Robert Keil eine Ausbildung zum Kunstschlosser, die er jedoch nicht beendete. Zwischen 1959 und 1961 besuchte er die Hochschule der Künste in Berlin. In den folgenden Jahren verbachte der Künstler Aufenthalt unter anderem in London, Paris und mehrmals auf Mallorca. Hier begegnete er Joan Miró und besuchte ihn wiederholt in seinem Atelier. Diese Künstlerbekanntschaft prägten nachhaltig seinen Umgang mit Farben. In den 1970er und 1980er Jahren bewegte sich P.R. Keil vermehrt im Berliner Kontext der Jungen Wilden und begegnete hierbei Baselitz, Fetting, Lüpertz und Schönbeck. Seit den 1990er Jahren reist Keil regelmäßig in die USA und unterhält in Florida ein Atelier. Bis heute lebt und arbeitet er in Florida, Berlin und Zimmerau (Bayern).
Bilder voller spielerisch-lustvoller Spontaneität, direkter und unverstellter Unmittelbarkeit, intensiver Farbkraft und unglaublich vitaler Präsenz kennzeichnen das künstlerische Werk von Peter Robert Keil.
Seine Kreativität ist seit früher Jugend ungebrochen und so kann Keil mittlerweile auf eine Schaffenszeit von über 60 Jahren und ein entsprechend opulentes Gesamtwerk zurückblicken.
Die Prägephase seiner künstlerischen Identität fand Keil im Kontext der Generation der sogenannten ,neuen Wilden‘, eine Gruppe junger Künstler, die in den 80er Jahren aufbrachen, um gegen die Intellektualisierung der Kunst in Folge von Minimal und Concept Art zu rebellieren. Streng durchdachten Konzepten und einer Entindividualisierung der Kunst setzen sie eine intuitive, reine Malerei entgegen. deren Inhalte weniger bedeutungsgeladen daher-kommen, sondern eintauchen in die Künstlerszene und typische Themen der Zeit. Hier findet Keil eine Verortung und erarbeitet eine charakteristische Bild-Sprache, die geprägt ist von einer Dualität zwischen Farbe und Linie. Grossflächiger, frei gestisch entwickelter Farbauftrag wechselt ab mit grafischen Strukturen, dynamisch gezogenen Linien und schwungvoll gesetzten schwarzen Umrissen, die den eigentlichen visuellen Kontext definieren. Der oft heftig bewegte Duktus, die bewusste Auflösung des ,realen Abbilds in eine primitive, grobe Darstellungsweise nähern sich Ideen der Cobra-Gruppe (Karel Appel, Asger Jorn, Corneille) oder der ,art Brut‘. Die Verfremdung der Bildmotive durch Collage, Schrift-elemente, Graffiti oder andere experimentelle Eingriffe in Keils Arbeiten lässt manchmal auch an den Stil eines Jean-Michel Basquiat denken.